Künftig finden Sie auch hier, auf unserer Homepage, die Texte "Über den Kirchturm hinaus"!

Mit der Zeit wird hier ein kleines Archiv mit geistlichen Impulsen entstehen.

 

Archiv: Hier finden Sie alle Texte zum Nachlesen!

 

 

Über den Kirchturm hinaus - von Werner Busch

17.02.2023

Wenn die Wetter-App versagt

Gedanken zum Umgang mit der digitalen Welt

Mein Leben ist in den vergangenen Jahren immer „digitaler“ geworden. Da gibt es den beruflichen und privaten E-Mail-Verkehr; dann die Messenger-Nachrichten und Videokonferenzen; darüber hinaus viele Möglichkeiten im Internet einzukaufen oder Informationen abzufragen und vieles andere mehr. Mein Handy ist dauerhaft verbunden mit dem Internet. Ich bin vernetzt mit einer Parallel-Welt, die mir immer näher auf den Pelz rückt.

Für die meisten jungen Menschen ist das ganz normal. Ich hingegen als „Nicht-digital-Geborener“ beobachte diese Entwicklung mit zunehmender Skepsis. Zugegeben: vieles ist einfacher geworden und auch überaus bequem. Mit ein paar Klicks ist eine Fahrkarte oder ein Parkschein gekauft. Mein Eindruck ist aber auch, dass bei nicht wenigen die mediale Nutzung das Erleben der echten Welt mehr und mehr verdrängt.

Neulich ist es mir selbst so ergangen. Als meine Tochter mich fragte, ob es regne, habe ich nicht aus dem Fenster geschaut, sondern auf mein Handy. Die Wetter-App sagte: „kein Regen“, also war meine Auskunft, es sei trocken. Das Gegenteil aber war der Fall. Reingefallen. Da bin ich über mein eigenes Nutzerverhalten gestolpert und musste erkennen, wer sich ausschließlich auf das Internet verlässt, kann schon bald verlassen sein.

Ein gesundes Augenmaß für den Nutzen und die Grenzen der digitalen Welt ist hilfreich. Ich bin dankbar für viele die Möglichkeiten, die sie mir bietet. Aber ich schaue auch gern mal aus dem Fenster - nicht nur nach dem Wetter. Denn das echte Leben spielt sich da ab, wo ich mein Leben mit anderen Menschen teile. Das tut mir gut und den anderen sicherlich auch.

 

Zur Person:
Wener Busch, Pastoralreferent der Pfarrei Hl. Theresia von Avila Neustadt

   

Über den Kirchturm hinaus - von Diakon Bernd Wolf

09.12.2022

Zünd‘ schon mal die Kerze an!

„Und wenn das fünfte Lichtlein brennt, dann hast du Weihnachten verpennt.“ Lea lacht sich kaputt. Sie kriegt sich nicht mehr ein. „So lange kann doch kein Mensch schlafen. Wir müssen uns wachhalten. Zünd‘ schon mal die Kerze an!“

Lea ist vier Jahre alt und wurde in diesem Jahr getauft. Was Lea macht, das macht sie richtig. Für Lea war es nicht nur schön, zuzusehen, als sie die brennende Taufkerze von ihren Taufpaten überreicht bekam. Nein, sie ist getauft und sie nimmt das ernst.

Lea will symbolisch Licht in die Welt bringen. So wie Jesus. Den sie „einfach toll“ findet, „weißt du?“. Ihre Taufkerze soll sie daran erinnern. Und wenn das mal in Vergessenheit zu geraten droht, lässt sie sich diese Kerze anzünden. Sie weiß, es geht darum, für die Menschen da zu sein. Friedlich miteinander umzugehen. Mensch sein. Weihnachten eben. Und zwar jeden Tag.

In den vier Adventswochen warten und freuen wir darauf, dass Jesus geboren wird. Wir zünden an den Sonntagen vor Weihnachten jeweils eine zusätzliche Kerze an.

Wir können dann ganz einfach sehen, dass eine einzelne Kerze allein genügt, um einen ganzen Raum zu erhellen. Für Christen ist Jesus dieses Licht. Jeder einzelne von uns kann dieses Licht sein - ob nun getauft oder nicht. Es ist wichtig, nicht den Auftrag Jesu an uns aus den Augen zu verlieren: „Bring Licht und menschliche Wärme in die Welt deines Nächsten.“

„Wir dürfen dabei nicht einschlafen, weißt du“, sagt Lea. Und so helfen uns die Kerzen dabei, wach zu bleiben.

Und wenn du Weihnachten verpennst - sei‘s drum. Danach geht‘s nämlich weiter. Weihnachten ist jeden Tag. Lea hat‘s kapiert.

Zünd‘` schon mal die Kerze an!

 

Zur Person: Bernd Wolf
57 Jahre alt
Diakon im Zivilberuf
Pfarrei: Heilige Theresia von Avila

Über den Kirchturm hinaus - von Dagmar Pfeiffer

25.11.2022

Backen nach Rezept

Man nehme…

Es ist Zeit, die Backrezepte herauszukramen. Ich habe gestern ein neues entdeckt. Geht ganz easy, nur mit Quittenmus. Die Deckel sind nämlich nicht alle dicht, und so viele Brote kann ich gar nicht essen, bevor sich der Schimmel breit macht.

Wir Menschen haben viele Gläser in den Händen, die nicht mehr ganz dicht sind. Sie sind gefüllt mit Armut, Seuchen und Zerstörung. Ihr „Duft“ lockt mich nicht hinterm Ofen hervor. Doch auch dieser wärmt nicht mehr so gut.

Meine Mutter hat nach ihren bewährten Rezepten viel Leckeres gebacken. Bei mir muss es schnell und einfach gehen. Man nehme die paar Zutaten, die da sind, bringe sie in die Form, überlasse das Backen dem Ofen und genieße das Ergebnis.

Wenn wir doch nur solche Rezepte hervorholen könnten, um uns eine bessere Welt zu backen! Unsere Politiker geben sich wirklich alle Mühe mit der Weihnachtsbäckerei. Neue Zutaten werden vermischt, und der Ofen bleibt besser aus (Energiesparprogramm). Und weil das Bewährte nicht mehr funktioniert, und weil sehr viele Bäcker mitreden müssen, wird es nur noch komplizierte Rezepte nach Verordnung geben. Es scheint nur so, als ob die es nicht mehr bis Weihnachten in den Ofen schaffen. Zumindest wird dadurch der Advent endlich wieder zur Zeit der Erwartung mit viel Spannung. Wie früher. Auch wenn wir durch Medien und Internet mehr als genug Türchen und Tore haben, um vorzeitig Geheimnisse und Ergebnisse zu entdecken. Bloß – ob die uns dann wirklich schmecken?

Noch ein Wort muss ich zur römisch-katholischen Kirche verlieren. Schließlich gehöre ich ja zu dem Laden. Die Rezepte der Römer sind manchmal so altbacken, dass sie diese ruhig ins Antiquariat geben könnten. Wenn´s nach mir geht. Aber vielleicht haben sie noch gar nicht gemerkt, dass unsere Welt eine andere geworden ist. Ich aber träume: Neue Menschen braucht das Land. Mit neuen Ideen, starkem Mut und Solidarität. Eine Kirche zu backen, die den Geschmack von Weihnachten hat, wird nicht einfach sein. Auch nicht auf Anhieb gelingen. Aber noch ein paar Versuche sind es wert. Finde ich.

Apropos Rezepte. Meine Ärztin verschreibt mir immer welche, bei denen ich den vollen Preis bezahlen muss. Könnte sie nicht auch mal so eins den Kriegsherren ausstellen?

Kurzinfo zur Person: Dagmar Pfeiffer, Gemeindereferentin in der kath. Pfarrei Hl. Theresia von Ávila, Neustadt

 

Über den Kirchturm hinaus - von Pfarrer Peter Nirmaier

28.10.2022

Ich könnte es nicht glauben, wenn ich es nicht persönlich erlebt hätte: Es gab Zeiten, da waren Haus- und Hoftür meiner Großeltern nicht abgeschlossen. Jede(r) konnte rein und raus, wann er/ sie wollte. Und das war nicht nur bei ihnen so, sondern bei vielen im Ort. Wie viel Vertrauen konnte man damals noch in Menschen setzen, dass man da so „leichtsinnig“ sein konnte…?

Mir fiel das wieder ein, als ich am 31.8. dieses Jahres einen Artikel in dieser Zeitung las unter der Überschrift „Studie: Junge Menschen haben wenig Vertrauen“.  Der Artikel berichtete von der „Vertrauensstudie 2022“ der Universität Bielefeld. Zwei Drittel der Jugendlichen vertrauen anderen Menschen nicht, ein Viertel der 12-16-Jährigen verfüge nur über wenig Selbstvertrauen, drei Viertel von ihnen haben kein Vertrauen in die Medien, nur die Hälfte vertraue noch der Bundesregierung, war da zu lesen. Fazit des Studienleiters: „Das Vertrauen nimmt tendenziell ab“.

Über diese Studie wurde auch im Radio kurz berichtet. Und dann ging man zur Tagesordnung über. Wir haben derzeit offenbar dringendere Probleme zu lösen. Ohne Zweifel haben wir wichtige Fragen zu lösen bzw. bei ihrer Lösung mitzuwirken. Und dennoch stelle ich mir die Frage: Wie kommt es, dass Vertrauen, das für unser Miteinander so wichtig ist, tendenziell abnimmt? Was ist da alles im Spiel? Leben wir wirklich in einer Welt, in der kaum noch eine/r dem/der anderen trauen kann? Wie wirkt sich das einmal politisch aus? Und in unseren Beziehungen in Familie, Freundeskreis, unter Arbeitskollegen? Und dann vor allem: Welche Wege gibt es, die das Vertrauen untereinander fördern?

Klar, Politiker können sich fragen: Wie verbessern wir unseren Umgangsstil? Müssen wir gleich alles schlecht reden, was die andere Seite sagt oder sollten wir nicht differenzieren? Medien können sich fragen: Inwieweit kommt auch das Positive, das Menschen bei uns tun, in unserer Berichterstattung vor? Und bei uns in unseren täglichen Gesprächen? Schließlich: Wie steht es in mir selbst? Mit meinem Vertrauen zu anderen Menschen? Was raubt mir solches Vertrauen bei aller „berechtigten, gesunden Skepsis“?

Ich staune immer wieder, welch heilende Kraft Jesus dem Vertrauen zuschreibt. „Dein Glaube, d.h. dein Vertrauen hat dir geholfen, hat dich gerettet.“ Diesen Satz hören wir öfter bei ihm nach einer Krankenheilung. Und viele Geschichten Jesu beginnen damit, dass Gott uns etwas anvertraut, also Vertrauen in uns setzt. Für mich immer wieder Ansporn, mit Vertrauen zu antworten. Ich wünsche uns, dass es uns gelingt, Voraussetzungen zu schaffen, dass Vertrauen tendenziell zunimmt.

Pfarrer Peter Nirmaier

Zur Person: Pfarrer Peter Nirmaier ist der Pfarrer der Pfarrei Maria Mutter der Kirche, Maikammer

 

Über den Kirchturm hinaus - von Pfarrer Benno Riether

14.10.2022

VERTRAUEN NIMMT DIE ANGST
Ich begegne immer wieder einer Grundschwere und Angst, die sich in unserer Gesellschaft breit machen will. Die großen Fragen um das Klima, den Krieg, Energieversorgung, Spannungen usw werden in den Diskussionen und der medialen Präsenz als sehr bedrohlich wahrgenommen. In der Angst reagieren viele Menschen nicht mehr frei oder logisch. Ja, es kommt zu Übersprungsreaktionen. Da verbreiten Menschen die völlig grundlose Vermutung, dass wir einen extrem harten Winter bekommen. So ein unbegründbares Gemurmel treibt zu Hamsterkäufen von Holz und Heizgeräten. Eine andere Kurzmeldung war, dass es vielleicht zu Engpässen beim AddBlue für Dieselmotoren käme – und gleich wurde AddBlue gehamstert und war kaum noch in den Tankstellen zu bekommen.
Angst macht unfrei und beeinflussbar für Scharlatane und Influencer! Deswegen habe ich mich gefreut, dass ich eine „Mitgefühls-Meditation“ aus Tibet bekommen habe. Als ich sie in den Gottesdiensten und in Briefen verteilt habe, bekam ich ganz viel positive dankbare Reaktionen: „Das tut so gut!“ wurde immer wieder gesagt. Deswegen möchte ich das auch hier weitergeben, damit die Seele leichter wird:
TIBETISCHE MITGEFÜHLS-MEDITATION
(die Hände überkreuzen und dabei auf das Herz legen und still im Inneren nachsagen)
- möge ich glücklich und zufrieden sein
- möge ich gesund und heil sein
- möge ich sicher und geborgen sein
- möge ich mit Leichtigkeit und Freude leben

(Das selbe dann in DU-Form für einen Menschen, den du sehr magst)
(Dann für einen Menschen, den du gar nicht magst und der vielleicht dein Feind ist)


Zur Person: Pfarrer Benno Riether (62), Kooperator in der Pfarrei Theresia von Ávila in Neustadt